Kaffee?
Nein, in diesem Beitrag geht es nicht darum, bei der Bildbearbeitung von Schwarz-Weiss-Bildern mit Lightroom einen schönen Instant-Kaffee zu genießen – es geht um die Entwicklung von analogen Filmen mit Hilfe von Kaffee – genauer Caffenol.
Eine analoge „Pentax ME super“ schlummert schon seit Jahren ungenutzt in meinem Schrank. Analoge Schwarz-Weiss-Filme kann man mit relativ geringem Aufwand auch selber entwickeln. Das war mir bekannt, ich habe es aber noch nie gemacht.
Filmentwicklung!
Durch Zufall bin ich nun vor einiger Zeit darauf gestoßen, dass man mit ein paar haushaltsüblichen Zutaten Filme auch ohne die normalerweise verwendete Entwicklerchemie (z. B. „Rodinal“) selber entwickeln kann. Das fand ich spannend! Bei Ebay Kleinanzeigen habe ich mir einen passende Entwicklertank (Jobo 1520) preisgünstig und fast unbenutzt beschafft. Dazu noch einen Wechselsack als Dunkelkammer-Ersatz und ein paar Kleinteile. Leider kann auf einen chemischen Fixierer nicht verzichtet werden.
Nun aber zum Wichtigsten: die Filmentwicklung mit Caffenol. Ich habe dazu dieses Rezept verwendet: Caffenol-C-L. Die Zutaten für 500 ml Kaffee-Entwickler sind:
20 g Instant-Kaffeepulver
8 g Reine Soda, z. B. von Heitmann
5 g Vitamin C-Pulver, z. B. von dm
Ich habe mir zusätzlich bei Ebay noch eine Dose mit Kaliumbromid bestellt. Davon habe ich ca. 0,5 g verwendet. Dies soll einen Grauschleier auf den Negativen verhindern.
Alle Zutaten habe ich vorab in einer geringen Wassermenge aufgelöst, dann zusammen geschüttet und am Ende auf 500 ml mit Wasser aufgefüllt. Der Kaffeeentwickler sollte eine Temperatur von 20° C haben. Bei diesem Rezept handelt es sich nach meiner Einschätzung um ein relativ „gutmütiges“ Rezept, weil die Entwicklungsdauer ca. 70 Minuten beträgt. Da sollte es auf eine Minute mehr oder weniger nicht ankommen.
Mit einem Film, der schon seit Jahren in der Kamera war und den mein Junior vor ein paar Tagen aus der Dose heraus gezogen hat und der damit unbrauchbar war, habe ich das Einfädeln des Films auf die Spule des Entwicklungstanks geübt. Vorab hatte ich mir auf Youtube Filme angesehen, wie das funktioniert. Eigentlich ist es aber gar nicht schwer. Der komplizierteste Teil ist der Anfang. Den muss man ja aber nicht, wie in den Anleitungsviedeos gemacht, im Wechselsack machen, sondern man kann den Film bereits bei Tageslicht anfangen, in die Spule einzufädeln. Der Anfang des Films ist ja vom Einlegen in die Kamera eh schon belichtet. Im Wechselsack dann weiter zu spulen, ist recht einfach.
Nachdem nun der Film auf die Spule aufgewickelt ist und der Entwicklungstank verschlossen wurde, kann man alles aus dem Wechselsack heraus holen. Der Film ist nun lichtdicht verstaut.
Anschließend habe ich die angesetzten Kaffeeplörre in die Dose gegeben und die Dose nach Anleitung geschaukelt.
Nach ca. 70 Monuten dann ordentlich gespült, fixiert und nochmal gespült. Dann kam der große Moment: ich habe die Dose geöffnet!
Genial! Mein erster selbst entwickelter Film! Und man sieht sogar etwas darauf! Experiment geglückt!
Als Film habe ich übrigens einen Agfaphoto APX 100 verwendet. Mit dem Ergebnis der Entwicklung bin ich auch auf den zweiten Blick zufrieden. Vielleicht ist das Korn etwas sehr grob für einen 100-ASA-Film. Leider ist der Scan nicht so besonders toll geworden. Alles voll Fussel und Kratzer. Man sollte mit dem entwickelten Film sehr sorgfältig umgehen! Die verwendeten 2.400 DPI scheinen auch eher die Untergrenze für einen vrauchbaren Scan zu sein.
Fotos
So und hier nun ein paar Bilder:
Hier eine, wie ich finde, geniale „halbe“-Doppelbelichtung, die durch Zufall entstanden ist. Anscheinend habe ich nicht vollständig weitergespult:
Hier das vorhergehende Bild noch etwas in Lightroom „gepimped“:
Ich bin mit dem Ergebnis sehr glücklich. Sicherlich kann man noch deutlich mehr aus dem analogen Filmmaterial herausholen, aber für meinen ersten Versuch mit selbst entwickeltem Film bin ich sehr zufrieden. Ich finde, der Charme und Charakter des analogen Films kommen sehr gut zur Geltung!
In der Pentax ist bereits der nächste APX 100. Dieser soll um 2 Stufen auf ISO 400 gepushed werden. Mit ISO 100 kommt man ja in Innenräumen auch bei Blende 1.4 nicht weit…
Ich habe die Negative übrigens in Farbe gescannt, als 16 Bit TIFF gespeichert und dann in Lightroom bearbeitet. Daher auch die leichte Tonung, die mir sehr gut gefällt. Durch die 16 Bit Farbtiefe hat man in Lightroom deutlich mehr Reserven als dies bei 256 Graustufen der Fall wäre.